In ein Haus, in dem die Freude lebt …

Von der Dachterrasse des neuen Hauses hat man einen herrlichen Ausblick auf Kathmandu.
Von der Dachterrasse des neuen Hauses hat man einen herrlichen Ausblick auf Kathmandu.

In einem meiner ersten Blogeinträge von diesem Jahr zeigte ich ein paar Fotos von unserem neuen Haus und kündigte an, zu gegebener Zeit ein wenig mehr davon zu berichten. Nun neigen sich die Bauarbeiten dem Ende zu und es wird Zeit, ein wenig von unserer neuen Alltagsroutine zu erzählen und was es für die Arbeit mit den Kids (und die Kids selbst) bedeutet, dass die beiden Häuser des Vereins nun so dicht beieinander stehen.

Wir erinnern uns: Vor einem Jahr lief ich morgens zum Lernen gute fünfzehn bis zwanzig Minuten ins Gongabu-Haus. Es störte mich nie, weil es halt einfach dazugehörte – außerdem sah ich täglich meine Desinfektionsgel-Gang und der kleine Spaziergang tat auch gut. Aber natürlich wirkten die beiden Häuser recht streng voneinander getrennt – es hieß halt „bei den Großen“ oder „bei den Kleinen“, ein Gemeinsam gab es außer bei großen Feierlichkeiten gar nicht (wenn man mal von der extremen Situation nach dem Erdbeben absieht), Überschneidungen in der Freizeit oder beim Essen sowieso nicht, das wäre auch viel zu aufwändig gewesen. Das alles hat sich nun radikal geändert, wo die beiden Häuser des Vereins nur eine knappe Gehminute auseinander liegen. Der neue Tagesablauf ist nun wie folgt:

Morgens früh um halb sechs versammeln sich alle Kinder im Vorhof des neuen Hauses, wo es heiße Milch gibt. Die Großen gehen dann zurück ins alte Dhapasi-Haus zum Lernen, die Kleinen bleiben im neuen Haus und nutzen die neuen study rooms im Anbau. Anschließend gibt es für alle morning exercises (wobei das künftig getrennt werden soll, weil es mit allen zusammen ein zu großes Chaos ist) und Dal Bhat, ehe sich die Kids für die Schule bereit machen und zum Bus laufen. Nach der Schule gibt es für alle im neuen Haus Obst, gelernt wird dann wieder getrennt, gegessen wiederum gemeinsam. Eine große Veränderung ist die Freizeit: Die Kids können selbst entscheiden, wo sie sich aufhalten. Ich bin auch selbst überrascht, dass die nepalesische Hausleitung da so locker ist und die Kids auch zwischen den Häusern eigenständig hin- und herlaufen können. Für die meisten der großen Jungs ist das Fußballfeld im alten Haus nach wie vor sehr lukrativ, aber da jetzt Tischtennis und Badminton mit eigenem Feld möglich sind, zieht es doch auch den einen oder anderen von den Großen in der Freizeit ins neue Haus.

Auch für die volunteers ist die Situation ungewohnt – wir kennen es gar nicht, dass wir ständig problemlos und ohne Zeitaufwand zusammenhocken können, was natürlich für alle toll ist. Und nicht nur das: Oben im neuen Haus gibt es für die Praktikanten eine (fast) eigene Wohnung mit eigenem Bad, eigener Küche und eigener Waschstelle auf eigener Dachterrasse. Die Mädchen sind in die beiden Zimmer gezogen, die Jungs verweilen im alten Haus. Es gibt durchaus noch ein drittes Zimmer im Apartment, das aber von Rajesh bewohnt wird, dessen Geschichte ich in einem anderen Beitrag erläutert habe. Auch er genießt es sehr, unter Gleichaltrigen zu sein (und vermutlich noch mehr, unter so vielen gleichaltrigen hübschen Mädchen zu sein) und verbringt viel Zeit mit den volunteers, wenn sein straffer Studienplan es denn zulässt. Außerdem haben wir nun alle auch viel, viel mehr von allen Kindern – früher kannten die Gongabu-Praktikanten halt vor allem die Gongabu-Kids und Gleiches galt in Dhapasi, nun wird man mit der vollen Bandbreite vertraut und kann sich dort einbringen, wo Hilfe gebraucht wird und sich eben auch mal Kuscheleinheiten von den ganz Kleinen holen, wenn man sie braucht, oder ein philosophisches Gespräch mit den ganz Großen führen, wenn man es braucht. Toll ist übrigens auch, wie sehr sich die Schulabgänger inzwischen einbringen – sowohl Apartment-Jungs als auch -Mädels sind sehr präsent geworden und verbringen den Großteil des Tages in einem der Häuser. Vormittags, wenn die Kids in der Schule sind, lernen einige mit Ellen und uns volunteers Deutsch, nachmittags helfen sie fleißig bei den Hausaufgaben mit. Die Vereinigung der beiden Häuser fühlt sich tatsächlich so an, wie Navaraj selbst es ausgedrückt hat: „Our family is finally together.“ Für ihn ja sogar im buchstäblichen Sinne, weil er es zu seinen Eltern und zu seinem Bruder nicht mehr weit hat, aber ein ähnliches Gefühl hat sich auch für die Kids und für uns Praktikanten eingestellt – und wir mögen es! :)

Hier ein paar Fotos vom neuen Haus, klickt euch durch die Galerie:

Ansonsten möchte ich nur noch ein paar Fotos von Patan zeigen, eine der drei Königsstädte Nepals neben Kathmandu und Bhaktapur, die ich zum ersten Mal besucht habe. Kathmandu geht im Süden direkt in Patan über; und während der Durbar Square der Hauptstadt beim Erdbeben so schwer beschädigt wurde, bin ich doch überrascht, wie heil hier alles noch einigermaßen wirkt. Das Stadtbild wirkt insgesamt noch ein wenig historischer mit vielen versteckten größeren Tempelanlagen, unter anderem der Mahaboudha-Tempel, der auch als Tempel der 10.000 Buddhas bezeichnet wird, weil in das hohe Gebäude kleine Buddha-Figuren geschnitzt und gesetzt wurden, so weit das Auge reicht (von dem hab ich aber irgendwie kein Foto geschossen). Anbei noch ein paar weitere Eindrücke, mit denen ich mich aus dem heutigen Beitrag verabschiede. :)

 

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