He Is Risen

Die Osterkörbe der Großen feat. Pia, Steffen und Manu
Die Osterkörbe der Großen feat. Pia, Steffen und Manu

Ostersonntag! Ich bin zwar etwas wehmütig, dass die Generalkonferenz zumindest jetzt am Wochenende komplett an mir vorübergehen wird, aber zum Glück ist ja sowas schnell im Netz und kann irgendwann nachgeholt werden. Trotzdem freue ich mich ganz besonders auf den heutigen Tag. Wir haben viel vor – und die Großen und die Kleinen werden sogar einen Teil des Tages gemeinsam verbringen, was nicht häufig vorkommt, weil es eben doch ein gewisser Fußmarsch ist. In Dhapasi ist mehr Platz als in Gangabu, aber man kann den Kleinen den Weg eigentlich nicht zumuten, aber da das Wetter ohnehin wieder blendend ist (nachdem es gestern Nachmittag in – ohne Übertreibung! – 30 Sekunden von strahlendem Sonnenschein ist einen heftigen Sturm umgeschlagen ist, 30 Sekunden später schüttete es plötzlich wie aus Kübeln), begnügen wir uns auf dem Hof, und der ist auf jeden Fall groß genug. Doch zunächst einmal die normale morgendliche Routine – zwei Stunden lernen, anschließend ein wenig Morgensport, den ich nun jeden Tag durchführe. Die Mädchen sind weniger begeistert als die Jungs, aber alle machen bei der Kids-Variante von „Insanity“ brav mit. Nach dem Dal Bhat sammeln sich die Kids auf dem Hof. Pia, Steffen, Manu und ich verstecken derweil überall im Haus, auf den Balkons und auf dem Dach die Osterkörber, die die Kids vor zwei Tagen gebastelt haben. In jedem Korb befindet sich ein selbstbemaltes Ei sowie Osterschokolade/Haribo-Gummieier, die Benny Uncle kiloweise mitgeschleppt hat. Kaum ist das Startsignal gegeben, rennen die Kids aufgeregt durchs Haus auf der Suche nach ihrem Korb. ich bin überrascht, dass das Ganze länger dauert als geplant. Aber ein paar der Verstecke waren doch ein bisschen tricky. :) Aber kaum haben sie sie entdeckt, strahlen sie über das ganze Gesicht:

Ramesh ist der Erste, der mir im Vorbeigehen eine Süßigkeit in den Mund steckt, ohne dass ich mich wehren kann: „For you, brother. Happy Easter!“ Ich protestiere: „No no no no, this is your Easter candy!“ Er lächelt nur und läuft weiter. Die Situation wiederholt sich ein paar Mal. Ich bin wieder einmal gerührt – wie oft bekommen die Kids schon solche Leckereien? Und wir in Deutschland schaufeln den Kram zu Weihnachten und Ostern und auch zwischendurch hemmungslos in uns rein. Hier hat jeder einen Schokololli, zwei Schokoeier, zwei Gummiteile, ein gekochtes Ei, ein kleines Schokolamm, einen kleinen Schokoschmetterling. Also wirklich nicht viel. Trotzdem teilen sie, bestehen sogar darauf. Ich kann mir von ihrem Verhalten wirklich eine Scheibe abschneiden.

Anschließend geht es auf den Hof, denn gleich wollen wir runter nach Gangabu. Die Kids freuen sich schon riesig darauf. Da Manu morgen früh nach Deutschland zurückfliegt, gibt es jedoch zunächst noch ein Abschiedsfoto.

Die Kleinen in Gangabu haben ihre Osterkorbsuche ebenfalls hinter sich. Die Schokolade wurde natürlich sofort verschlungen, ein paar lecken sich noch die Finger.

Nadine, Louisa, Gwen, Anna und Nina haben ein paar Spiele vorbereitet. Der Übersicht halber werden die Kleinen und Großen erst noch einmal getrennt. Die Kleinen bleiben draußen. Jedes Kind ist nun ein Hase und steckt sich hinten eine Socke als Schwänzchen in die Hose. Dann werden zwei Füchse bestimmt, die die Hasen über den Hof jagen und die Socken ergattern sollen. Ein kunterbuntes Treiben mit viel Gejauchze und Gekreische, wie man sich vorstellen kann.

Die Großen werden in Gruppen unterteilt. Jede Gruppe erhält ein rohes Ei und ein paar Utensilien – Zeitungspapier, Luftballons, Strohhalme. Sie sollen eine Vorrichtung bauen, mithilfe der man das Ei vom Balkon des zweiten Stocks plumpsen lassen kann, ohne dass es zerbricht. Die Gruppen lassen ihrer Kreativität freien Lauf, ehe dann alle vom Hof aus gebannt nach oben starren, während die Eier hinuntersegeln. Zwei bleiben völlig intakt, aber komplett zerbrechen tut gar keines. Die Kids haben also ganze Arbeit geleistet.

Die Mädels haben noch ein kleines Oster-Theaterstück geschrieben, das wir volunteers vorführen.  Es geht um Gezicke zwischen Osterhasen und -hennen, wer denn nun zu Ostern eigentlich die wichtigere Arbeit leiste. Als die Hasen nachts von den Hennen Eier klauen wollen, kommt es zum Handgemenge, und schließlich überfällt der Fuchs den Stall. Da halten natürlich alle zusammen, verjagen ihn und haben einander wieder lieb. :) Die Kids schauen entzückt zu.

Langeweile gibtʼs nicht. Da wird dann eher Benny Uncles verbrannte Kopfhaut voller Begeisterung abgepult.
Langeweile gibtʼs nicht. Da wird dann eher Benny Uncles verbrannte Kopfhaut voller Begeisterung abgepult.

 So viel Programm am Tag ist tatsächlich eine Seltenheit, aber alle Aktivitäten machen viel Spaß. Zwischendurch holen wir kurze Verschnaufpausen. Sujol kommt aufgeregt angelaufen, weil er nachher Jesus spielen wird. Aber das hat er ja eifrig geübt. Nervös zupft er erst einmal in alter Manier an meinen Armhaaren, ehe er bemerkt, dass sich meine Kopfhaut dank sämtlicher Sonnenbrände der vergangenen beiden Wochen langsam auflöst. Das muss natürlich als Anlass genommen werden, dabei eifrig mitzuhelfen. Stolz hält er mir jeden Hautfetzen hin: „Look, this is very, very big one!“ Ich merke schon: Ich überlasse meine Kopfpflege ab jetzt einfach komplett den Kids.


Dann jedoch kommt die Musikeinlage, auf die ich mit den Großen seit einer Woche hinarbeite. Auf die freue ich mich natürlich ganz besonders. Gestern haben Leo und ich mit Ramesh und Norden die musikalische Untermalung noch ausgiebig geübt und gehen sie jetzt auch noch mal kurz durch. Dann singen wir den Kleinen das Lied vor. Es klingt schon ein bisschen schräg. :) Aber man spürt die Begeisterung, und alle freuen sich. Da „Love Is Spoken Here“ eines meiner PV-Lieblingslieder ist, geht mir das alles ohnehin zu Herzen, aber irgendwie hoffe ich ja auch, dass dem einen oder anderen bewusst ist, was sie da besingen. Auch wenn ich daran gar keine Zweifel haben sollte, denn dass sie alle brothers und sisters in Wort, Tat und Herz sind, beweisen sie mir schließlich jeden Tag zu Genüge.

Das Lied läutet den etwas feierlicheren Teil des Tages ein. Ellen und ich haben mit den Kleinen vier Geschichten aus dem Neuen Testament eingeübt: Jesus weckt die Tochter des Jaïrus von den Toten auf, er heilt die Frau, die an Blutungen leidet, die Speisung der Fünftausend, und Jesus wandelt auf dem Wasser. Mit den Großen haben Manu, Pia und ich die Ostergeschichte einstudiert. Natürlich läuft hier alles nicht so ernst ab, wie es bei uns in der Kirche vermutlich der Fall wäre (schon allein wegen unseres lebendigen Kreuzes Manu), aber die Kids meistern ihre Sache gut, und die meisten verstehen nun den Grund, weshalb das Christentum Ostern feiert. Und darum geht es ja letzten Endes. Wir schauen noch gemeinsam das Video „He Is Risen“ an, damit sie noch mal eine konkretere Vorstellung haben, wie das alles abgelaufen sein könnte. Mir gefällt die Schlichtheit der Bibelvideos und wie sie sich auch lediglich dem biblischen Text bedienen, und es ist ohne Frage eine besondere Atmosphäre. Mehr will ich ja auch gar nicht. Ich will nicht, dass hier irgendjemand seine Traditionen umwirft oder so, aber auf diese Weise entwickeln sie mehr Verständnis, was das Christentum ist und worum es darin geht.

 

Daher haut es mich auch vom Hocker, als ich auf dem Hof mit ein paar der Großen spreche. Ich bedanke mich für ihre Hilfe bei dem Theaterstück und lobe sie für die tolle Darbietung, als Dinesh plötzlich sagt: „And when we pray, Jesus helps us.“ Ich erwidere: „Yes, thatʼs what we Christians believe in.“ Dinesh schaut mich kurz an und sagt dann nachdenklich: „I believe it too. Because you believe it. And you are my brother.“ Ich weiß gar nicht, was ich darauf sagen soll und heule fast los, so sehr geht mir das zu Herzen. Die Osterrallye am Nachmittag, bei denen die Kids in Gruppen in mehreren Wettstreiten gegeneinander antreten, erhöht den Spaßfaktor noch einmal gewaltig und bringt viel gute Laune – aber es steht wohl außer Frage, was am heutigen Tage mein absoluter Lieblingsmoment war.

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Kommentare: 4
  • #1

    Mama und Papa (Sonntag, 05 April 2015 22:55)

    Wie und wo muss ich mich anmelden, um die Videos zu sehen? Nicht das von der Kirche.

  • #2

    Mama (Sonntag, 05 April 2015 23:09)

    danke für deine tollen Berichte - das war gelebtes Ostern. Die GK Ansprachende waren super, besonders die Ansprache von Elder Holland. Pass auf deinen Kopf auf, zu viel Sonnenbrand bedeutet später Hautkrebs - also Mützen aufsetzen! Hab dich lieb. Mama

  • #3

    mollymormon (Montag, 06 April 2015 03:28)

    Sorry, hatte bei den Videos falsche Einstellungen vorgenommen. Müsste jetzt funktionieren!

  • #4

    BigSis Anja (Montag, 06 April 2015 09:26)

    Ach Ben, was leistest du da für eine tolle Arbeit! Ich bin buchstäblich zu Tränen gerührt - du kennst mich ja... Mach nur weiter so! ❤️